Ich habe meine Schüchternheit überwunden
Cornelia Leisch
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Schüchtern macht einsam
Man glaubt es mir heute kaum noch, aber ich war mal sehr, sehr schüchtern. Ich habe wirklich den Mund nicht aufgebracht. Ich hatte totale Hemmungen, fremde Leute anzusprechen. Meistens habe ich mich eher unwohl gefühlt mit unbekannten Menschen oder mit Leuten, die ich nicht so gut kannte. Ich wusste nicht, was ich sagen soll, wie man eine einfache Unterhaltung anfängt.
Das war schwierig für mich in der Zeit, als ich noch Gastwirtin war. Hinter meiner Theke am Zapfhahn fühlte ich mich sicher, aber manchmal kam ich mir vor wie ein Fremdkörper im Raum. An Gesprächen, die an den Tischen stattfanden, habe ich mir schwer getan, auch mal etwas dazu zu sagen. Viele der Redenden waren einfach immer schneller. Bis ich mich mal entschlossen hätte, auch etwas beizutragen, war das Thema schon wieder vorbei.
Manchmal befiel mich ein Gefühl der Einsamkeit, weil es mir so schwer fiel, einfach locker in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen.
Beim Lachtraining kommt der Kontakt auf einer anderen Ebene
Ja, das Lachen beziehungsweise das Lachtraining hat mein Leben in dieser Hinsicht sehr stark verändert. Ich bin jetzt gar nicht mehr so schüchtern. Total extrovertiert mich in den Vordergrund stellen und große Runden zu unterhalten mache ich immer noch nicht. Aber ich kann mich vorne hinstellen und ich kann sagen, was ich sagen möchte. Ich kann auch andere stillere Menschen ermutigen, sich zu zeigen und zu öffnen. Ich habe mich ein bisschen verwandelt von der ganz verschüchterten kleinen Maus zu einer, die gerne vorne steht und sagt, wo es langgeht.
Das finde ich etwas richtig Tolles. Heute kann ich mir aussuchen, ob ich laut und hörbar oder sichtbar im Vordergrund stehen möchte oder lieber zuhören und im Hintergrund sein und anderen die Bühne überlassen will. Das konnte ich früher eben nicht. Da war ich immer hinten an die Mauer gedrängt und habe mich klein gemacht oder klein gefühlt, kam nie aus dieser Ecke raus.
Lachen gibt dir neue Möglichkeiten
Heute kann ich einfach entscheiden. Das ist genau diese Wahlmöglichkeit, die ich durch das andauernde Lachtraining erlernt habe. Wir haben beim Training sogar eine Übung dazu: „Du kannst dich ärgern - oder lachen“.
Lachtraining holt dich immer wieder an den Rand deiner Komfortzone, und lockt dich sogar darüber hinaus. Jedes Mal wirst du ein bisschen mutiger. Du vergrößerst dein Repertoire an Interaktion mit anderen Menschen. Du vergrößerst deine Möglichkeiten der Kommunikation, und das obwohl wir während der Session nicht miteinander reden.
Schüchtern sein hat mein Leben lange Zeit sehr eingeschränkt. Mir blieb ein ziemlich begrenzter Bereich, in dem ich mich ziemlich allein gefühlt habe.
Heute kann ich zurückhaltend sein und ich kann laut sein und wieder leise. Das hat nichts mit introvertiert oder extrovertiert sein zu tun, glaube ich. Es war eher eine gewollte Entscheidung, nicht dort stehen zu bleiben, wo ich war, sondern mich zu aktiv zu verändern und weiterzuentwickeln.
Wenn Anspannung “normal” ist
Früher hätte ich mich nicht zum Lachtraining getraut. Ich hätte mir eingeredet: Ich will das gar nicht, ich bin viel zu schüchtern, ich traue mich das nicht und ich will eigentlich auch nicht. Ich hatte Angst vor Misserfolg, glaube ich. Ich hatte Angst, dass ich nicht richtig lachen kann. Ich hatte Angst vor Ablehnung, … und ich weiß nicht vor was. Ich war es einfach so gewohnt, mich unter fremden Menschen unwohl zu fühlen.
Einmal ausprobiert und sofort überzeugt
Ich bin so froh, dass ich damals, 2005 die Einladung zur Eröffnung des Lachclubs München 05 im Westpark angenommen habe. Dieses wunderbare und entspannte Gefühl der Verbundenheit mit all den fremden Menschen am Ende der ersten Lach-Session. Das hat mir die Hoffnung gegeben, dass es für mich doch möglich war, etwas anderes zu erleben.
Deshalb bin ich dran geblieben. Und Schritt für Schritt, Session für Session wuchs die Zuversicht und das Vertrauen. Auf Mut kann man nicht warten. Mut entsteht beim Tun.
Kein Ende in Sicht
Jetzt, 20 Jahre später kann ich sagen, es gab keine einzige Lach-Session oder Kurs, an dem ich mich am Ende nicht besser gefühlt hätte als am Anfang.
Deswegen werde ich auch nicht aufhören, Lach-Kurse zu geben, nur weil ich älter werde. Gerade beim Älterwerden hilft das Training für eine gute Balance, Gemeinschaft und Demenz-Prophylaxe.
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